„Supermärkte sind doch anders" und „Mehr als eine Havanna wert"
VPK und SJG in Ungarn
Die Rheinbacher Schülerinnen und Schüler von Vinzenz-Pallotti-Kolleg und Sankt-Joseph-Gymnasium hatten so ihre Vorstellungen, hatten sich ausgemalt, wie Ungarn, ein Land, das die meisten nur aus Erzählungen und Berichten kannten, wohl sein würde. Aber bereits auf der Busfahrt vom Flughafen nach Kecskemét wurde klar: so anders ist Ungarn gar nicht. „Es gibt hier Tesco", „Guck mal, da ist ein Penny" und „Auch Ikea und Spar verkaufen in Ungarn, und Mercedes baut hier Autos."
Doch nicht nur fielen die Geschäfte auf, die man aus Deutschland oder anderen europäischen Ländern kennt, auch beim Abendessen mit den Gastfamilien, spätestens aber am nächsten Tag, beim ersten Supermarktbesuch, fanden die Schülerinnen und Schüler Produkte, die auch in Deutschland bekannt sind. Doch etwas war anders in diesen Supermärkten: beschreiben kann man es nicht, vielleicht ist es das andere Aroma der Lebensmittel, der Hauch von scharfer Paprika oder der andere Raumerfrischer als in deutschen Supermärkten, Fakt ist: es ist einfach nicht das gleiche.
Die deutsche Delegation auf Austauschbesuch am Piaristengymnasium im ungarischen Kecskemét hat unter der Leitung von Johannes Wagner und Bernhard Vogt, beide Lehrkräfte am Vinzenz-Pallotti-Kolleg, in zehn Tagen viel gesehen und vor allem eines über die ungarische Kultur erfahren: an jeder Ecke findet man ein Denkmal oder eine Statue einer ungarischen Persönlichkeit.
Zum Beispiel König Stephan, der Ungarn zum Christentum brachte. Am Jahrestag seiner Heiligsprechung feiern die Ungarn noch heute am 20. August ihren Nationalfeiertag und tragen in einer Prozession seine Reliquie, seine rechte Hand, durch die Straßen Budapests. Außerdem ist das Millennium, das 1000jährige Jubiläum der Landnahme im Jahre 1896, überall in Budapest, aber auch in Kecskemét, gegenwärtig. Stolz auf das eigene Land zu sein wird in Ungarn viel größer geschrieben als in Deutschland, diesen Stolz sollen alle Gebäude zeigen, die einzig für das Millennium gebaut wurden.
Ein ebenfalls sehr beeindruckendes Gebäude ist das ungarische Parlament in Budapest, das größte in Europa. Warum ein Land mit nur 10 Millionen Einwohnern ein so großes Parlament baut, hat auch etwas mit Stolz zutun, es zeigt den Ungarn noch heute, dass ihr Land einmal viel größer war, und darauf ist man stolz. Im Parlament befindet sich die Stephanskrone, mit der alle ungarischen Könige gekrönt werden mussten und die heute die Einheit und Souveränität der ungarischen Nation symbolisiert.
„Wir hatten ein gut geplantes und vielfältiges Programm, weshalb nicht einmal das Gefühl der Langeweile aufkam", lobt Konstantin König (Kl. 9) die Organisation der Gastgeber, insbesondere des ungarischen Austauschkoordinators József Talmácsi. „Am besten gefallen hat mir der gemeinsame Unterricht mit den ungarischen Partnerinnen und Partnern." „Auch wenn es anfangs schwer war, dass man mit den einen Schülerinnen und Schülern Englisch, mit den anderen Deutsch sprechen mußte, haben wir uns schnell daran gewöhnt, uns umzustellen", konnten Ann-Kristin Braun (Jgst 10) und ihre deutschen Mitschülerinnen und -schüler Sprachbarrieren mit gegenseitigem Respekt und gutem Willen stets überwinden.
Der Teilnahme der deutschen Schülerinnen und Schüler im Piaristenkindergarten an einem Sprachprojekt für die Drei- bis Sechsjährigen und eine traditionelle Pferdeshow mit der berühmten Reitformation „Ungarische Post" - drei Pferden folgen zwei weitere, auf deren Rücken mit jeweils einem Bein stehend ein Reiter das Gespann lenkt - rundeten einen informativen und spannenden deutschen Austauschbesuch in Ungarn ab.
„Innerhalb und außerhalb des Unterrichts hatten alle Beteiligten viel Freude, so dass man manchmal sogar vergisst, dass wir unterschiedliche Sprachen sprechen", betont Theresa Michael (Jgst. 10) neben der Arbeit den nicht unerheblichen Spassfaktor. „Es war die beste Entscheidung, den Austausch nach Ungarn mitzumachen", befindet Jordan Krahm (Kl. 9) und Luise Heinrich (Jgst. 10) assistiert: „Der Austausch hat sich gelohnt, ich werde definitiv noch einmal mitfahren."
Für Martha Linck (Jgst. 10) gab es in Ungarn die Möglichkeit, über den Rand der bisher bekannten Welt zu sehen: „Ich war sehr angetan von dem Land und den Menschen dort. „Diese Rede war eine Havanna wert" ist ein Sprichwort, geprägt im ungarischen Parlament, wenn eine Rede zwar lang war, aber zu gut, um den Plenarsaal vorzeitig zu verlassen und seine Zigarre zu Ende zu rauchen: Die Erfahrungen in Ungarn waren für mich mehr als eine Havanna wert."
Martha Linck (Jgst. 10) mit Nard Eric Waschko (Kl. 9)